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Austausch

Wir möchten Sie einladen, uns Ihre Gedanken zum Kunstwerk von Bethan Huws mitzuteilen. Die verschiedenen Betrachtungsweisen werden an dieser Stelle anonymisiert und in chronologischer Reihenfolge veröffentlicht. Auf Ihre Zusendung an kontakt@kunst-johanneskirche.de sind wir gespannt.

31.07.2021
"Der Spruch, an dem ich als naher Anwohner fast täglich vorbeikomme, irritiert mich, weil er schief oder gar grammatisch falsch formuliert ist und auch nicht mehr aussagt als "Gott ist grösser als wir". Im Detail: Beschreibt Gott etwas, das grösser ist als das, was wir beschreiben? Dann wäre das WIR ein Nominativ, der Satz grammatisch korrekt aber ziemlich sinnlos - warum sollte Gott etwas deskriptiv darstellen, was er doch kennt, weil er es geschaffen hat und weil er es ist? Und wir Menschen: ja, wir beschreiben die uns bekannte Welt - aber das ist doch banal, und es macht nur einen kleinen Teil unseres Lebens aus.
Oder meint Bethan Huws: Gott beschreibt etwas, das größer ist als wir es sind - beschreiben im Sinne von (a) "auf einem Substrat schreiben" (man kann z.B. auf Papier oder auf Holz schreiben) oder im Sinne von (b) "etwas deskriptiv darstellen". Beide Varianten ergäben einen gewissen Sinn, obwohl ich die Vorstellung merkwürdig fände, dass Gott den Menschen als Schreibpapier verwendet. Aber: in beiden Fällen ist WIR grammatisch falsch, weil Nominativ, richtig wäre: UNS, also der Akkusativ."

21.06.2021
"Gedanken zum Kunstwerk von Bethan Huws für die Johanneskirche in Freiburg: Das Banner mit dem Satz „Gott beschreibt etwas Größeres als wir“ ist irritierend und provozierend zugleich. Provozierend ist, dass dieser Satz an einer Kirche prangt, denn damit wird klar, „Gott“ ist etwas, was Menschen zu „beschreiben“ versuchen. Aber, so die Frage dahinter, gibt es Gott überhaupt? Es steht ja nicht da „Gott ist etwas Größeres als wir“. Provozierend ist, dass in der heutigen Zeit, in der der Mensch das Maß aller Dinge geworden ist, überhaupt noch „etwas Größeres als wir“ gedacht werden darf. Ja, man müsste sogar noch zuspitzen, das etwas Größeres als ICH gedacht werden darf. Wenn also das Ich zum Gott erhoben wird, dann heißt dieser Satz in seiner letzten Konsequenz: ICH BESCHREIBT ETWAS VIEL GRÖSSERES ALS WIR. Wodurch wird dann dieses ICH noch kritisch hinterfragt? Wenn wir den Gedanken GOTT zulassen und immer wieder neu beschreiben, gewinnt letztlich das WIR."

06.05.2021
Ein Satz des Kirchenlehrers Augustinus von Hippo (354 - 430) möchte mit dem Satz von Bethan Huws korrespondieren:
„VERIUS ENIM COGITATUR QUAM DICITUR; ET VERIUS QUAM COGITATUR.“
„GOTT WIRD TREFFENDER GEDACHT ALS AUSGESPROCHEN UND ER IST WIRKLICHER ALS ER GEDACHT WIRD.“
(De Trinitate, VII. Buch, Kap. IV, 7)

02.05.2021
"Die Botschaft von Bethan Huws irritiert auch mich etwas, obwohl die Irritation in der Kunst als Mittel der Wahrnehmungsschärfung und Bewusstwerdung eine akzeptierte und oft praktizierte Strategie ist.
Angenommen, ich wüsste nicht wer die Zeile "Gott beschreibt etwas viel Grösseres als wir" verfasst hätte, würde ich die Botschaft vielleicht als zu pathetisch und verherrlichend empfinden und nicht weiter darüber nachdenken.
Da ich aber weiss, dass Bethan Huws ihre Texte sehr überlegt und subtil entwickelt an der Schnittstelle von Kunst, Philosophie und Alltagssprache, überlege ich mir, was ihre eigentliche Aussage sein könnte. Man kann sicher davon ausgehen, dass Bethan Huws bewusst pathetische Begriffe gewählt hat und auch eine kalkulierbare Offenheit in der Lesbarkeit beabsichtigt hat.
Als direkte und einfache Lesart könnte man den Satz so verstehen, dass sich das Göttliche unserer Vorstellungskraft und unserer Kontrolle völlig entzieht, dass es einen Bereich gibt, den wir mit unserem menschlichen Verstand nie erreichen können.
Je länger ich aber den Satz lese, desto mehr stelle ich fest, dass es sich hier um einen wortspielerisches Kunststück handelt, in dem Sinne, dass Text und Botschaft sich spiegelbildlich ergänzen. Die Behauptung "Gott beschreibe etwas viel Grösseres als wir" verhält sich deckungsgleich mit der Tatsache, dass der Satz sich unserer verstandesmässigen Lesart entzieht."

12.04.2021
"Angesichts aller Lüge, Vergewaltigung und Feigheit in der katholischen Kirche weltweit erfüllt mich dieser Satz mit Wut. Es ist schlicht Ablenkung, auf den achso großen Gott, größer als alle Menschen, zu verweisen und nur ein "es wird ja alles gut" vorzutäuschen. Das Göttliche mag größer als alles Menschliche sein. Das allein löst aber kein einziges unserer Probleme in dieser sterbenden Welt."

09.04.2021
Das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst." Joh. 1.5
Die Auswirkungen des Göttlichen werden der Welt durch das LOGOS offenbart, aber die Welt ist nicht empfänglich dafür. Sie versteht es nicht. Die Einheit von Denken und Sprache sowie dem Gegenstand, von dem die Rede und auf den das Denken gerichtet ist, können wir nicht fassen. Rationales und Nicht-Rationales können wir dialektisch nicht verknüpfen. Im Johannesevangelium wird das so formuliert:
"Das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst." Joh. 1.5
Oder mit anderen Worten: Obwohl die Welt und der Logos dieses Licht nicht auslöschen können, kann es wohl verdunkelt werden. Der fortwährende Widerstand des Lichtes gegen die Dunkelheit und die gleichzeitige Unfähigkeit der Dunkelheit, das Licht zu erfassen, das ist das unüberbrückbare Spannungsfeld in dem das große Geheimnis des Glaubens verborgen ist.

24.03.2021
"Gott beschreibt nicht etwas viel Größeres als wir: Er ist etwas völlig anderes als wir und weil er so vollkommen anders ist, sind wir wiederum von ihm so angenommen wie wir sind. Ich würde sein Verhältnis zu uns daher auch als vollkommen unhierarchisch beschreiben und wenn überhaupt darin das „Größere“ sehen."

14.3.2021
"Auf Englisch verstehe ich das so, dass Gott etwas viel grösseres bzw. großartigeres als uns beschreibt (us), hier ist also Gott derjenige, der etwas beschreibt. Auf Deutsch ist der Satz so, dass wir auch die Beschreibenden sind, das also Gott etwas beschreibt, wir auch, aber Gott beschreibt etwas grösserers als wir es beschreiben, nicht wie im Englischen "als uns". Auf Französisch ist beides möglich (nous= uns oder wir)."